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LUH ernennt PhoenixD-Mitglied Andrea Trabattoni zum W2-Professor für ultraschnelle Photoelektronenforschung

LUH ernennt PhoenixD-Mitglied Andrea Trabattoni zum W2-Professor für ultraschnelle Photoelektronenforschung

Ein Mann sitzt auf einer Steinmauer auf der die Buchstaben "Gottfried Wilhelm Leib" stehen. Ein Mann sitzt auf einer Steinmauer auf der die Buchstaben "Gottfried Wilhelm Leib" stehen. Ein Mann sitzt auf einer Steinmauer auf der die Buchstaben "Gottfried Wilhelm Leib" stehen.
© Sonja Smalian / PhoenixD
Forscht und lehrt auf dem Campus Welfengarten der Leibniz Universität Hannover: Andrea Trabattoni.

Andrea Trabattoni hat seine engen Verbindungen nach Hannover weiter verstärkt und einen Ruf auf eine W2-Professur für ultraschnelle Photoelektronenforschung an der Leibniz Universität Hannover (LUH) angenommen. Seit 2022 ist er Juniorprofessor an der LUH und hat einen ERC Starting Grant erhalten für die Entwicklung neuartiger laserbasierter bildgebender Verfahren für große Moleküle und Grenzflächen mit bisher unerreichter räumlicher und zeitlicher Auflösung. Künftig wird er weiterhin seine Zeit zwischen Hannover und Hamburg aufteilen, um wichtige Erkenntnisse mit Hilfe der einzigartigen Großgeräte des DESY (Deutsches Elektronen-Synchroton) experimentell zu überprüfen.

In seiner Forschung untersucht Andrea Trabattoni die photoinduzierte Elektronendynamik in Materie, insbesondere von Atomen, Molekülen und Nanosystemen. Während seiner Promotion in Physik am Politecnico di Milano in Italien wurde sein Interesse an diesem Spezialgebiet geweckt. „Damals habe ich erstmals Attosekunden-Laserpulse eingesetzt, um die ultraschnelle Bewegung von Elektronen in biologisch relevanten Molekülen abzubilden – und bin immer noch fasziniert von den vielen Möglichkeiten, die diese Anwendung bietet.“

Für seine Forschungsbeiträge wurde er mehrfach gewürdigt: 2016 verlieh ihm die Alexander von Humboldt-Stiftung ein Humboldt-Forschungsstipendium und Trabattoni begann seine Arbeit am DESY in Hamburg. Dort konnte er die Bewegung von Elektronen um Moleküle unter dem Einfluss ultra-intensiver Laserfelder zeigen und übernahm dann die Teamleitung der Attosekundenforschungsgruppe von 2018 bis 2021.

Im Jahr 2021 förderte ihn die Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren im Rahmen ihres Helmholtz-Nachwuchsgruppenprogramms. Trabattoni baute eine eigene Forschungsgruppe am DESY auf, um die photoinduzierte Elektronendynamik bei Kernübergängen in Atomen aufzuklären.

Ruf als Juniorprofessor an die Leibniz Universität Hannover 

Im Jahr 2022 nahm Trabattoni einen Ruf auf eine Juniorprofessur an der Leibniz Universität Hannover an und wurde Mitglied im Exzellenzcluster PhoenixD. „Die Berufung von Prof. Dr. Trabattoni ist die erste gemeinsame Berufung mit DESY in den experimentellen Wissenschaften“, sagt PhoenixD-Sprecher Prof. Dr. Uwe Morgner. „Die mit seiner Berufung geschlagene Brücke zum DESY ist für PhoenixD und die LUH von besonderer strategischer Bedeutung“, so Morgner.

Mit einem ERC Starting Grant konnte Trabattoni ein Forschungsprojekt zur Entwicklung einer neuartigen Technologie für ultraschnelle, nicht-invasive bildgebende Verfahren von molekularen Grenzflächen beginnen. Eine Arbeit, die er in seiner neuen Rolle als Gruppenleiter am DESY und als Professor für ultraschnelle Photoelektronenforschung an der LUH fortsetzen wird.

Sein Forschungsschwerpunkt, die Interaktion von Licht mit Atomen und Molekülen, ergänzt die Arbeiten der PhoenixD-Forschungsgruppen, insbesondere von Prof. Dr. Uwe Morgner, Prof. Dr. Milutin Kovacev, Prof. Dr. Antonio Calà Lesina (Computational Photonics) an der Leibniz Universität sowie von Dr. Andreas Wienke (optische Beschichtungen) am Laser Zentrum Hannover e.V.

Neben seiner Tätigkeit an der LUH, forscht Trabattoni weiterhin am DESY: „Die einzigartigen Möglichkeiten, die in Hamburg zur Verfügung stehen, ergänzen meine Forschungsarbeit zur photoinduzierten Elektronendynamik in Materie wunderbar. Die Synchrotronstrahlungsquelle PETRA III und die Freie-Elektronen-Laser FLASH und der European XFEL geben mir die einmalige Gelegenheit, die Quantenkontrolle von Materie auf einem noch nie dagewesenen Level zu untersuchen. “

Arbeit und Leben in Deutschland

„Deutschland bietet eine in Europa einzigartige Wissenschaftsszene mit einem Netzwerk von Forschungszentren und Universitäten, die sich der Spitzenforschung und der Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen widmen“, sagt Trabattoni. „Deutschland ist eines der wenigen Länder weltweit, dass konsequent in Wissenschaft und Forschung investiert. Dieser einzigartige Rahmen ist wichtig für die Entwicklung neuartiger Technologien. Und so kann Studierenden die Bedeutung von Wissenschaft und Forschung für die Gestaltung der Welt von morgen vermittelt werden.“ Studierende der LUH können im Winter- und Sommersemester 2024/25 von und mit Trabattoni lernen. In den Kursen „Optische Radiometrie“ (zusammen mit Prof. Dr. Milutin Kovacev) und „Advanced Nonlinear Optics“ lehrt er die grundlegenden Mechanismen der Wechselwirkung zwischen Licht und Materie.

Als Italiener in Deutschland muss sich Trabattoni regelmäßig dieselben Witze anhören. Sein Vorname, Andrea, ist im Deutschen weiblich, und die Leute sprechen und schreiben ihn regelmäßig mit „Frau Trabattoni“ an. Und natürlich erinnern sich die Deutschen bei seinem Nachnamen automatisch an die berühmten letzten Worte des italienischen Fußballtrainers Giovanni Trapattoni. „Ich höre regelmäßig Sätze wie Ich bin fertig und Flasche leer", sagt Trabattoni und lacht.

Beruf und Privatleben in Einklang bringen

Physik ist nicht das einzige Interesse Trabattonis. Schon seit jungen Jahren spielt er klassische Gitarre und Bratsche und leitete Chöre und Orchester. So entschied er entschied sich auch zunächst für ein Musikstudium, bevor er zur Physik wechselte. Was er über das gemeinsame Musizieren gelernt hat, kann er nun in seiner Forschungsgruppe und bei der Betreuung von Studierenden anwenden: „Als Dirigent habe ich gelernt, wie wichtig es ist, verschiedene Stimmen und Persönlichkeiten in Einklang zu bringen“, sagt Trabattoni. „Vor allem aber habe ich gelernt, dass Zuhören oft viel wichtiger ist als Sprechen und Anweisungen zu geben. “ 

Vor kurzem hat Trabattoni begonnen, neue Methoden zu erforschen, um die Untersuchung der photoinduzierten Elektronendynamik erstmals auf Atomkerne auszuweiten. Außerdem entwickelt er eine neuartige ultraschnelle Spektroskopie für die nicht-invasive Abbildung von Grenz- und Oberflächen. „Es ist ein Privileg, meinen Beruf mit Leidenschaft ausüben zu können“, sagt Trabattoni. Allerdings kennt er auch hektische Arbeitstage. „Ich muss mich selbst manchmal daran erinnern, dass mein Job, obwohl er spannend und anregend ist, nur einen kleinen Teil meines Lebens ausmacht. Musik, Freunde, Meditation und vor allem meine Familie sind der Kern meiner Existenz und halten mich im Gleichgewicht. “

Sein Rat an junge Wissenschaftler ist einfach: „Seien Sie von Ihrem Potenzial überzeugt, aber gleichzeitig auch bescheiden“, sagt Trabattoni. „In der Forschung, insbesondere in der experimentellen Wissenschaft, gibt es 99 Prozent Misserfolge und ein Prozent Erfolg. Aber dieses eine Prozent kann wirklich den Unterschied ausmachen. “