Die Freude bei Prof. Dr. Michael Kues und den Mitarbeitern des Hannoverschen Zentrums für Optische Technologien und des Exzellenzclusters PhoenixD an der Leibniz Universität Hannover (LUH) ist groß: Der 36 Jahre alte Physiker erhält vom Europäischen Forschungsrat (European Research Council - ERC) einen ERC Starting Grant.
Damit werden exzellente Nachwuchswissenschaftler/innen am Beginn einer unabhängigen Karriere gefördert, sodass sie sich ihrem Forschungsschwerpunkt und dem Aufbau einer Arbeitsgruppe widmen können. Kues‘ Forschungsprojekt wird in den nächsten fünf Jahren mit knapp 1,5 Millionen Euro gefördert.
Hartes Auswahlverfahren
Der Weg zum Starting Grant ist steinig. In einem zweistufigen Auswahlverfahren bewerten Wissenschaftler der jeweiligen Fachdisziplin die eingereichten Projektanträge. Bewerben können sich Nachwuchswissenschaftlerinnen und –wissenschaftler, deren Promotion zwei bis sieben Jahre zurückliegt. Wie visionär die Forschungsfragen sind und welche exzellenten Leistungen die Antragsteller bislang gezeigt haben, sind dabei wichtige Auswahlkriterien. Nur 13,1 Prozent der eingereichten Anträge konnten im vergangenen Jahr die Jury überzeugen und bekamen eine Förderung. Nicht zuletzt wegen des harten Auswahlverfahrens ist der Starting Grant unter Forschenden hoch angesehen und gilt als Ritterschlag der europäischen Wissenschaftsgemeinschaft.
Mehr als 3.200 Bewerber
In der diesjährigen 13. Ausschreibungsrunde konkurrierten 3.272 Forschungsprojekte aus ganz Europa miteinander. „Ich bin sehr glücklich, dass mein Antrag das Auswahlkommitte überzeugt. Diese Auszeichnung ist ein wichtiger Baustein für meine wissenschaftliche Karriere“, sagt Prof. Dr. Michael Kues, Mitglied im Exzellenzcluster PhoenixD. „Die Förderung erlaubt es mir meinen Forschungsschwerpunkt im Bereich der Entwicklung und Anwendung photonischer Quantentechnologien weiter auszubauen“, sagt Kues.
Forschungsprojekt zu photonischen frequenzbasierten Quantenschaltkreisen
Mit seinem Forschungsprojekt zur Erforschung „Intelligenter photonischer frequenzbasierter Quantenschaltkreise (QFreC)“ will Prof. Dr. Michael Kues die Möglichkeiten des Maschinellem Lernens erweitern. Derzeit verwenden Computer Verfahren des Maschinellen Lernens um komplexe Aufgaben zu lösen. Dazu zählt die Erkennung von Mustern, um beispielsweise Anlagestrategien im Finanzhandel zu optimieren, selbstfahrende Autos zu lenken oder medizinische Diagnosen zu verbessern. Die dafür erforderliche Rechenleistung bringt jedoch die vorhandenen Rechenressourcen an ihre Grenzen, was die weite Anwendung sowie Weiterentwicklung beschränkt.
Hier setzt Kues‘ Forschungsprojekt QFreC an. Der Physiker will quantenphotonische Schaltkreise für das maschinelle Lernen verwenden und erforschen, wie diese Verbindung eine Rechenleistungssteigerung sowie Ressourceneinsparungen erbringen kann. „Mit der Entwicklung neuer, leistungsfähiger photonischer Schaltkreise sollen kontrollierbare großskalige Quantenressourcen erzeugt werden, die ausgenutzt werden um das maschinelle Lernen zu beschleunigen. Gleichzeitig bringt die Verwendung einer photonischen Technologie das Potential den Energieverbrauch zu minimieren.“, sagt Kues.
LUH-Lehrstuhlinhaber seit Frühjahr 2019
Michael Kues nahm im Frühjahr 2019 einen Ruf an die Leibniz Universität Hannover an. Er hat einen Lehrstuhl am Hannoverschen Zentrum für Optische Technologien (HOT) und erforscht im Exzellenzcluster PhoenixD die Entwicklung von photonischen Quantentechnologien mittels der Mikro- und Nanophotonik.
Vor seinem Wechsel nach Hannover forschte der 36-Jährige als Assistenzprofessor an der Aarhus University und als Postdoc an der University of Glasgow. Davor leitete er vier Jahre lang die Arbeitsgruppe „Nonlinear integrated quantum optics“ am Institut National de la Recherche Scientifique – Centre Énergie Matériaux et Télécommunications in Montréal (Kanada). Sein Studium und seine Promotion im Fach Physik absolvierte er an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Für das neue Forschungsprojekt QFreC wird Kues vier Positionen für wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (Promotions- und Postdoc-Stellen) ausschreiben.
Insgesamt drei LUH-Forscher erfolgreich
Neben Michael Kues gibt es noch zwei weitere Professoren der Leibniz Universität Hannover (LUH), die einen ERC Starting Grant erhalten haben: Prof. Matthias Müller (Institut für Regelungstechnik, Fakultät für Elektrotechnik und Informatik) und Prof. Stefan Schreieder (Institut für Algebraische Geometrie, Fakultät für Mathematik und Physik). Lesen Sie hier die vollständige Pressemitteilung der LUH.