Ihr erster Kontakt mit 2D-Halbleitern war „eher unfreiwillig“: Jannika Lauth wollte für ihre Doktorarbeit runde Partikel darstellen, stattdessen entstanden flache Kristalle. Inzwischen leitet die Wissenschaftlerin eine Nachwuchsgruppe am Institut für Physikalische Chemie und Elektrochemie der Leibniz Universität Hannover und hat mit der Arbeit zu 2D-Halbleitern ein eigenständiges Forschungsthema etabliert.
Dafür hat sie nun den mit 5.000 Euro dotierten ADUC-Preis erhalten. „Der ADUC-Preis bedeutet für mich eine sehr wichtige Stufe auf der akademischen Karriereleiter“, sagt Lauth und erklärt: „Er ist einer der wichtigsten Nachwuchspreise der AG Deutscher Universitätsprofessorinnen und -professoren für Chemie und der Gesellschaft Deutscher Chemiker GDCh. Für mich bedeutet das, dass die Forschung meiner Gruppe von der Community wahrgenommen und geschätzt wird.“
In ihrer Postdoc-Zeit ist Lauth auf die flachen 2D-Kristalle zurückgekommen, da sie physikalische und chemische Eigenschaften haben, die sich mit anderen Nanomaterialien nicht erzeugen lassen. „Sie sind beispielsweise vielversprechend für leuchtende Anwendungen, die man mittlerweile sogar in sehr farbechten Fernsehern kaufen kann, und können auch für Laser eingesetzt werden“, so Lauth.
Als Postdoc ist sie von der physikalischen Chemie an der Universität Hamburg in die angewandte Physik an der TU Delft gewechselt und hat sich dort mit ultrakurzzeitspektroskopischen Lasermethoden für die Charakterisierung der 2D-Halbleiter beschäftigt. „Das hat den Grundstein für mein eigenes Forschungsgebiet gelegt: Einerseits kann ich als Chemikerin Materialien herstellen und anpassen, die für optoelektronische Anwendungen toll sind, andererseits kann ich diese mit physikalischen Methoden eingehend charakterisieren und so ihre Leistung synthetisch verbessern“ sagt Lauth.
Interdisziplinäre Forschung im Exzellenzcluster
An die LUH ist sie anschließend gewechselt aufgrund der „tollen Forschungsmöglichkeiten“ – und aufgrund des persönlichen Kontaktes zu Prof. Dr. Nadja Bigall vom Institut für Physikalische Chemie und Elektrochemie. Bigall gehört im Exzellenzcluster PhoenixD als Principal Investigator der Arbeitsgruppe M1 - Materials an.
Professorin Bigall machte Lauth auf die Möglichkeit aufmerksam, über das Caroline Herschel Programm der LUH im Rahmen des Exzellenzclusters Phoenix D eine Nachwuchsgruppe aufzubauen. „Seit Januar 2019 arbeite ich jetzt an der LUH und die Gruppe umfasst zurzeit zwei Promovierende, bald einen Masterstudierenden und zwei Bachelorstudierende“, berichtet Lauth und betont: „Wir profitieren sehr von der großen Interdisziplinarität von Phoenix D. So konnten unsere Materialien schon in unterschiedliche Matrices eingearbeitet werden und finden hoffentlich bald ihren Weg in einen Demonstrator.“
Ziele für Forschung und Karriere
Im Rahmen von Phoenix D beschäftigt sich das Team mit optisch und elektronisch ansprechbaren 2D-Halbleitermaterialien, die Licht sehr gut leiten oder abstrahlen können. Hierbei können die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit Hilfe physikochemischer Methoden eine große Bandbreite an Materialeigenschaften erzeugen und nach der Charakterisierung mit ultrakurzeitspektroskopischen Methoden anpassen.
Die so erzeugten Materialien sind als Material"tinten" verarbeitbar, „so dass sie hoffentlich irgendwann gedruckt werden können“, erklärt Lauth ein Forschungsziel und ergänzt: „Über lange Sicht sind wir außerdem daran interessiert, 2D-Halbleitermaterialien herzustellen, die bei gleicher Leistung zum Beispiel anders als bisher keine Schwermetalle enthalten.“
Ziele hat Lauth nicht nur für die Forschung, sondern auch für ihre berufliche Karriere: „Mein nächstes Ziel ist die Professur. Für die Umsetzung arbeite ich zurzeit an einem Antrag auf einen ERC Starting Grant.“